Sant Antoni de Portmany
San Antonio bekam seinen Beinamen Portmany von den Römern, die von dem Portus magnus, dem grossen Hafen, beeindruckt waren. Die Gemeinde im Nordwesten Ibizas vereint wie keine andere die Gegensätze der Insel: vom grössten Touristentrubel im Hafen bis zu den stillsten Dörfern in den Tälern der Hügelkette Es Amunts. Around 26000 Einwohner (1. Januar 2019).
Bis Ende der 60er Jahre war der Ort San Antonio noch ein ruhiger Fischerhafen, der wenig mehr als die mächtige Wehrkirche, zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert erbaut, ein paar Häuser und einige wenige Fremdenunterkünfte an seinem breiten Sandstrand vorwies. Mit dem Touristenboom schossen hier zuerst die Hotels wie Pilze aus dem Boden; der alte Ortskern ist hinter der modernen Skyline kaum noch zu erkennen. Das neue Wahrzeichen des Dorfes ist das monumentale Ei des Kolumbus mit der Karavelle Santa María in seiner Mitte. 1992, zur 500-Jahres-Feier der Entdeckung Amerikas, wurde es an strategischer Stelle im Kreisverkehr am Hafen aufgestellt, wo die Landstrassen von Ibiza-Stadt und San José zusammentreffen. Das Monument verdankt seine Entstehung den hartnäckigen Nachforschungen des ibizenkischen Journalisten Nito Verdera, der in San Antonio ansässig ist. Verdera behauptet, dass Kolumbus, dessen Herkunft nicht geklärt ist, katalanischsprechend war und wahrscheinlich auf Ibiza geboren wurde. Er diskutiert diese These seit vielen Jahren mit internationalen Historikern.
Die Hafenpromenade verläuft rund um die Bucht. Im Norden, vor dem Leuchtturm auf der Mole, befindet sich der Kai für die Fährschiffe nach Denia auf Spaniens Festland; dann folgen Anlegestellen für zahllose kleine Boote und der Club Náutico von San Antonio sowie die kleinen Ausflugsfähren zu den nahegelegenen Stränden Cala Bassa, Cala Comte und Cala Tarida sowie die Glass-bottom-boats zu den Inseln Es Vedrà im Süden und Ses Margalides im Norden. Auf der anderen Seite der Strasse liegt der Passeig de ses Fonts mit zwei grossen Springbrunnen. Die Promenade geht vor dem Sandstrand weiter bis zu dem Kulturzentrum Sa Punta des Molí am südlichen Ende. Dort, neben einer vor wenigen Jahren restaurierten Windmühle mit einem alten Wasserschöpfrad, finden regelmässig interessante Kunstausstellungen statt und manchmal Live-Konzerte.
Wer einen stillen Erholungsurlaub anstrebt, ist in San Antonio fehl am Platze. Der Ort hat sich dem lauten Vergnügen verschrieben, das vor allem von jungen Engländern gesucht und gefunden wird. „Pay one, drink two“ ist eins der üblichen Werbeschilder vor den zahllosen Bars im Westend; es soll Kneipen geben, in denen nur englisch gesprochen wird. In der Hochsaison im Juli und August sind die schmalen Strassen gedrängt voll mit sonnenverbrannten, feiernden Jugendlichen, die anscheinend nie schlafen gehen. Natürlich gibt es auch mehrere Diskotheken direkt am Hafen; die grössten sind Es Paradis Terrenal, berühmt für seine Wasserparties, und Eden.
Über die ganze Welt verbreitet hat sich der Ruf der atemberaubend schönen Sonnenuntergänge, die von Ses Variades aus bewundert werden. Nachdem das Café del Mar erfolgreich begann, das Naturschauspiel mit Ambient-Klängen zu untermalen, haben sich zahlreiche weitere Pubs rundum angesiedelt. Unter dem Beifall der Zuschauermassen versinkt die Sonne glutrot im Meer. Doch möglicherweise muss sich der Sunset-Beach bald an eine andere Stelle verlagern: das Bürgermeisteramt plant nämlich, hier einen modernen Yachthafen einzurichten.
Im Winter, wenn die Hotels und die meisten Pubs und Restaurants schliessen, verwandeln sich die Vergnügungsviertel von San Antonio in eine Geisterstadt. Am Hafen wird es dann richtig gemütlich.
Sa Forada / Buscastell
Kaum als Dorf zu erkennen ist dieser Miniort an der Landstrasse, die von San Rafael nach Santa Inés führt: ein relativ neues Kirchlein, eine Schule, eine Bar, dahinter ein Lebensmittelladen, das ist alles. Doch die Bar ist bemerkenswert; alle vierzehn Tage findet hier die Eröffnung einer neuen Kunstausstellung statt und dann brummt der Laden. Ansonsten ist es ein netter Ort, an dem man in Ruhe seinen Kaffee oder sein Bier trinken kann.
Ein schöner Ausflug ist ein Spaziergang im nahegelegenen Tal Buscastell. Die zahlreichen Terrassenfelder wurden einst von den Mauren angelegt, die das Wasser des Wildbachs über ein ausgeklügeltes Kanalsystem zu den Feldern leiteten.
Sant Mateu d’Albarca (San Mateo)
Ebenfalls im Inselnorden in dem durch strenge Bauvorschriften geschützten hügeligen Gebiet Es Amunts liegt San Mateo. Die Kirche aus dem 18. Jahrhundert beherrscht das Dorfbild; darunter liegen zwei Restaurants, der Sportplatz und ein paar Wohnhäuser. Die Schule steht zwei Kilometer entfernt, einen Lebensmittelladen gibt es nicht mehr. In dem weiten Tal hinter dem Ort werden hauptsächlich Reben angebaut; zwei Bodegas (Weingüter) haben ihren Sitz in San Mateo. Jedes Jahr im Spätherbst wird auf dem Sportplatz ein Weinfest zur Probe des Heurigen zelebriert, Musik und Tanz inklusive.
Mehrere reizvolle Wege führen vom Tal aus durch die Pinienwälder bis hin zur Steilküste. Die Cala d’Albarca ist eine tief ins Land einschneidende Bucht mit bizarren Kalksteinwänden. Auf der rechten Seite schlängelt sich ein steiler, mühsamer Serpentinenpfad hinunter bis ans Wasser, wo zwischen den Felsen noch die Reste einer ehemaligen Bootshütte sichtbar sind.
Sant Rafel de sa Creu (San Rafael)
Im Inselinnern, auf halber Strecke zwischen San Antonio und Ibiza-Stadt, liegt das Dorf San Rafael. Seit die neue Schnellstrasse fertig ist, brausen Eilige im Tunnel an ihm vorbei. Dabei ist die Kirche aus dem Jahre 1735 bestimmt einen Besuch wert, schon wegen des weiten Blicks über die halbe Insel bis hinunter zu Ibizas Altstadt am Meer. Eine ganze Reihe kleiner Restaurants mit unterschiedlichsten Küchen warten auf Gäste, zwei liegen direkt neben der Kirche. In San Rafael haben sich auch drei Keramikwerkstätten niedergelassen, deren kunsthandwerkliche Produkte zu den besten der Insel zählen (Ceramicas Es Molí, Icardi und Can Kinoto).
Weiter unterhalb von San Rafael Richtung Ibiza-Stadt direkt an der Schnellstrasse liegen die beiden grossen Diskotheken Privilege und Amnesia, die mit ihren aufwendigen Parties und internationalen DJs Ibizas Weltruf als Disco-Insel begründeten.
Santa Agnès de Corona (Santa Ines)
Wenn Ende Januar/Anfang Februar die Mandelbäume ihre Blütenpracht entfalten, zieht Santa Inés im Inselnorden die Ausflügler an wie der Honig die Bienen. Das ganze Tal ist eine grosse Mandelplantage. Das sonst ruhige Dorf ist Ibiza pur. Am Ende der Strasse fährt man direkt auf den alten Dorfladen Can Cosmi zu, dessen Familie auch das dazugehörende Restaurant betreibt. Hier gibt es die beste Tortilla der Insel, eine Eieromelette mit Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika und Tomaten. Von der Terrasse aus hat man einen beschaulichen Blick auf die danebenliegende kleine Kirche aus dem 18. Jahrhundert. Ein weiteres Restaurant und ein Lederladen komplettieren das Panorama; die Schule, der Lebensmittelladen und ein paar Wohnhäuser liegen verstreut in der Landschaft. In Santa Inés scheint die Zeit stillzustehen.
Sehr schön ist eine Wanderung von Santa Inés aus zum Meer. Der Weg Camí des Pla Corona führt von Can Cosmi aus zur Steilküste Ses Balandres mit fantastischem Blick auf die kleinen Inselchen Ses Margalides. Inzwischen gibt es dort auf einem kleinen Platz im Pinienwald auch ein Restaurant.