Um 2000 v.Chr.:
Aus dieser Zeit stammt das megalithische Dolmengrab in Ca Na Costa im Norden Formenteras, der einzige Hinweis auf damalige Einwohner der Pityusen. Auf Ibiza wurden bisher nur sporadische frühgeschichtliche Funde gemacht, von denen man nicht weiss, ob sie von Besuchern oder Siedlern der Insel stammen. Dass die Pityusen im Altertum bekannt waren, belegen antike griechische Schriften.
Um 700 v.Chr.:
Die Phönizier, ein seefahrendes Handelsvolk aus Tyros im heutigen Libanon, das im ganzen Mittelmeerraum Lagerhäuser unterhielt, legt in Sa Caleta im Südwesten Ibizas einen Stützpunkt an.
654 v.Chr.:
Die Karthager, ein von den Phöniziern abstammendes Volk, das im heutigen Tunesien einen eigenen Staat gründete, bauen die Stadt Ibosim auf. Die Besiedlung des Inselinnern beginnt. Unter den Karthagern werden die natürlichen Salzfelder an der Südküste zu einer Salinenindustrie ausgebaut. Zahlreiche Keramikwerkstätten entstehen. Neben den Tempeln für die Götter Tanit und Bes entwickelt sich das Kunsthandwerk. Der Handel blüht und mit ihm die Stadt. Auf dem Puig des Molins dehnt sich die Nekropole mit ihren unterirdischen Gräbern über eine Fläche von 50.000 m2 aus. Unter anderem führen die Karthager die Sabina und den Granatapfel ein. Der karthagische Feldherr Hannibal (246 – 182 v.Chr.), der mit seinen Elefanten von der iberischen Halbinsel aus über die Alpen zog, um gegen Rom zu kämpfen, soll der Legende nach auf der kleinen ibizenkischen Insel La Conejera vor Sant Antoni geboren worden sein. Allerdings reklamiert auch Menorca diese Ehre für sich.
123 v.Chr.:
Nach dem Sieg Roms im Dritten Punischen Krieg und der Zerstörung Karthagos besetzen die Römer auch Ibosim und nennen es in Ebusus um. Unter dem römischen Kaiser Vespasian erhält die Insel 70 v.Chr. als Municipium Flavium Ebusitanum eigenes Münzrecht. Die Salzgewinnung und der Bleiabbau in der Nähe des heutigen Sant Carles nehmen wieder an Bedeutung zu. Mit der Herstellung der beliebten Purpurfarbe aus einer hier reichlich vorkommenden Meeresschnecke gewinnt die Insel an Reichtum. Die Römer führen die Beamtenkaste ein, den Strassen- und Brückenbau, intensivieren den Weinanbau. Als Kaiser Konstantin (280 – 337 n.Chr.), der die Hauptstadt des Römischen Reiches nach Byzanz verlegte, das Christentum zur Staatsreligion erhebt, wird auch Ebusus christianisiert.
426:
Im Zuge der germanischen Völkerwanderung fällt das ostgermanische Volk der Wandalen unter Geiserich im westlichen Mittelmeerraum ein, gründet in Nordafrika ein neues Reich und nimmt auch Ebusus für ein Jahrhundert unter seine Herrschaft.
533:
Der oströmische Kaiser Justinian zerstört das Wandalenreich. Ebusus kehrt zu Byzanz zurück.
711:
Die Mauren besiegen die Westgoten, die sich auf dem spanischen Festland festgesetzt hatten, und erobern auch die Balearen. Reste der Westgoten gründen das Königreich Asturien, im NO entsteht die Spanische Mark des Frankenreichs mit Barcelona als Hauptstadt. Die inneren Wirren haben auch Auswirkungen auf die Inseln, die unter ständigen Eroberungen und wechselnder Herrschaft leiden.
902:
Der Kalif von Córdoba besetzt Ebusus und gibt ihm den Namen Medina Iabissa. Es kehrt Ruhe ein und damit blüht die Insel wieder auf. Der Islam besteht als zweite Religion neben dem Christentum. Die Mauren führen ihr reiches Wissen der Agrarwirtschaft ein, legen Terrassenfelder und Bewässerungssysteme an, pflanzen Obstplantagen und Gemüsegärten. Kunst und Wissenschaft erwachen zu neuem Leben. Die Insel wird in fünf Verwaltungsbezirke eingeteilt: Alhaueth, Algarb, Portumany, Benizamid und Xarch. Ab 1014 gehört Medina Iabissa zum Kalifat von Dénia.
1235:
Die Reconquista, die Wiedereroberung des islamischen Spaniens durch die Christen, erreicht Medina Iabissa. Angeführt vom katalanischen Feldherrn Guillerm de Montgrí im Auftrag der Krone von Aragón besiegt das christliche Heer die Mauren und vertreibt sie von der Insel. Die Katalanen taufen Medina Iabissa in Eivissa um und die fünf Bezirke in Pla de Vila, Ses Salines, Portmany, Balanzat und Quartó des Rei. Daraus werden später die heutigen Gemeinden Eivissa, Sant Josep de sa Talaia, Sant Antoni de Portmany, Sant Miguel de Balanzat und Santa Eulària des Ríu. Mit der Gründung des Königreichs der Balearen 1276 kommen die Pityusen unter mallorquinische Verwaltung.
1469:
Die Heirat von Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón legt den Grundstein zum spanischen Gesamtstaat, dem auch die Balearen angeschlossen werden. Doch die spanische Krone ist weit und die Piraten sind nah. Die ständigen Überfälle fordern viele Opfer. Die letzten Bewohner Formenteras flüchten nach Eivissa und lassen ihre Insel seelenlos zurück. Auf Eivissa werden Wehrtürme gebaut. 1555 lässt König Carlos I. (der in Deutschland als Karl V. regierte) die Stadtmauer von dem italienischen Baumeister Giovanni Battista Calvi erneuern und mit Bollwerken versehen. Der Bau dauert dreissig Jahre. Doch auch auf Eivissa verarmt die Bevölkerung zusehends. 1652 stirbt die Hälfte der Stadtbevölkerung an der Pest.
1715:
Felipe V von Kastilien besiegt im spanischen Erbfolgekrieg den Habsburger Carlos II. Die Balearen hatten auf der Seite Habsburgs gekämpft und werden nun von den Kastiliern besetzt. Die Krone beschlagnahmt die Salinen, die einzige industrielle Einnahmequelle der Insel, und schafft das seit 1299 bestehende autonome Verwaltungsorgan ab, die Universitat, die eine relative Unabhängigkeit erlaubt hatte. Kastilisch wird Amtssprache, Eivissa wird zu Ibiza. Die Armut wächst und damit auch die Freibeuterei. Um sich vor den ständigen Überfällen fremder Piraten zu schützen, werden die ibizenkischen Seeräuber zu Korsaren, d.h. sie sind mit einem Freibrief der Krone ausgestattet, der das Entern feindlicher Schiffe erlaubt. Erst 1908 unterschreibt Spanien die seit 1856 mit den anderen Seemächten verhandelte Abschaffung des Korsarentums.
1867:
Der habsburgische Erzherzog Ludwig Salvator besucht Ibiza. Der „erste Tourist der Balearen“ verfasst ein mehrbändiges Werk über den Archipel.
1934:
Das erste Hotel wird gebaut. Auf dem spanischen Festland erfreut sich Ibiza unter Künstlern und Intellektuellen bereits eines Rufes als paradiesisches Eiland. Langsam wird es auch im Ausland bekannt; unter anderen verbringen der Dadaist Raoul Hausmann, der Philosoph Walter Benjamin und der Schriftsteller Paul Elliot längere Zeiten auf der Insel. Der Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges 1936 setzt dem ein Ende. Auf Ibiza können sich die Republikaner nur vom 8. August bis zum 20. September 1936 gegen die faschistische Falange wehren. 1939 ist Francos Sieg in Spanien der Beginn der Diktatur.
1958:
Mit der Eröffnung des Flughafens beginnt der Tourismus auf Ibiza, der jede andere Industrie in den Schatten stellen wird. Zuerst kommen die Künstler, dann die Hippies, dann die Pauschaltouristen und schliesslich die Massen. Sie bringen den Pityusen im Laufe der nächsten 50 Jahre ungeahnten Wohlstand, Bevölkerungszuwachs und Landschaftsveränderungen.
1975 :
Franco stirbt. Juan Carlos I. wird König von Spanien und leitet den Übergang zur Demokratie ein. 1978 wird die Verfassung verabschiedet. 1986 tritt Spanien der EG bei. Seit 1982 sind die Balearen eine Autonomie mit eigenem Parlament, in dem sich die einzelnen Inselräte von Mallorca, Menorca und den Pityusen heftig um ihre Kompetenzen streiten. Seit 2007 stellen Ibiza und Formentera je einen eigenen Inselrat. Das Katalanische wird wieder als offizielle Amtssprache neben dem Kastilischen eingeführt und in den Schulen mehr und mehr als Unterrichtssprache benutzt. Am Flughafen steht Ibiza/Eivissa.
1999:
Die Unesco erklärt die ummauerte Altstadt von Ibiza mit der danebenliegenden Nekropole auf dem Puig des Molins, die Reste der ersten phönizischen Siedlung in Sa Caleta und die Neptungraswiesen zwischen den Salinen von Ibiza und Formentera zum Weltkulturerbe.